Informationen & Quellen 参考文献
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(Zum Vergrößern bitte nachstehendes Foto der Ehrentafe für Reinhard Einsel im Flußpferdhaus des Berliner Zoo anklicken)
Reinhard Einsel war ein Kriegskind und gehörte, wie er unter der Überschrift "Erinnerungen an den Berliner Zoo" in der Zeitschrift "Bongo" (Heft Nr.14, 1988) schrieb "zu der namenlosen Armee der Luftwaffenhelfer, die klassenweise in ganz Deutschland den Flak- und Scheinwerferbatterien zugeteilt wurden."
In dem Nachruf auf den später renommierten Anwalt Reinhard Einsel, den die "Gemeinschaft der Förderer von Tierpark Berlin und Zoo Berlin e.V." veröffentlichte, wird an eine bezeichnende Tat des Kriegskindes in jener düsterster geschichtlichen Stunde Deutschlands erinnert: "In den Abendstunden des 29. und 30. Januar 1944 gab es zwei schwere Angriffe auf Berlin und insbesondere auf das Gebiet des Zoo. Dabei ging das Nilpferdhaus in Flammen auf. Herr Einsel war der erste, der bis zum Wasserbecken gelangte und dort die Flußpferde mit einem noch funktionierenden Schlauch bespritzen konnte. Es kamen dann noch andere Helfer und so konnten Flußpferde gerettet werden. Insgesamt wurden wohl über 700 Tiere im Zoo getötet." Dem Zoo Berlin blieben Reinhard Einsel und umgekehrt der Zoo Reinhard Einsel über serinen Tod hinaus verbunden.
Menkhaus, Heinrich & Dransfeld, Manfred: „Interview mit Rechtsanwalt Reinhard Einsel“, in: Japan Markt (Zeitschrift der Deutschen Industrie und Handelskammer in Japan) 4 (1997)
Von Links:Burkhardt Figge (Commerzbank); Dr. Alexander Bürkner (DG Securities); Dr. Alexander Paufler (Mercedes-Benz);Reinhard Einsel; Prof. Dr. Peter Baron (Bayerische Vereinsbank)
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Die Präsidenten der DIHKJ Japan seit Gründung
1962 - 63 Dr. Kurt Meißner
1963 - 67 Dr. B. Bunge
1967 - 68 G.L. Heise
1968 - 69 Dr. H.A. Bendig
1969 - 70 A. Zernecke
1970 - 73 E. Heise
1973 - 75 Reinhard Einsel
1975 - 76 A. Zernecke
1976 - 78 M. ten Brinck
1978 - 80 Dr. H. F. Jung
1980 - 82 A. O. Staerker
1982 - 84 A. Dienst
1984 - 85 A. von Eisenhart-Rothe
1985 - 86 K. Lindhorst
1986 - 89 Dr. H. J. Beck
1989 - 91 Dr. P. J. Klein
1991 - 94 Folker Streib
1994 - 96 Dr. Georg Bissen
1996 - 97 Dr. R. Gündling
1997 - 99 Dr. L. H. Bonacker
1999 - 01 R. H. Jahn
2001 - 03 Ralf Wilde
2003 - 06 Prof. Dr Peter Baron
2006 - 10 Günter Zorn
2010 - 10 Arno Tomowski
2010 - Otto F. Benz
Ehemalige Vorstandsvorsitzende und Vorstandsmitglieder Deutsche Schule Tôkyô Yokohama
Deutscher Schulverein Tôkyô
Erich Heise (Vorsitzender;
siehe unter Richard Heise)
Rudolf Bürgi (Vorsitzender 1979 (?)-1981)
Jürgen Falter (Vorsitzender 1981-1984)
Erhard Reiber (Vorsitzender 1984)
Reinhard Einsel (Vorsitzender1984-1992)
P.Paeben (1992-)
Dr. Alexander Bürkner (1992-1998)
Christian Lutz (1998- 2000 )
Christine Eilers (2000-2001)
Fuyuki Nakajima (2001-2002)
Manfred Flick (2002-2005)
Dr. Judith Coulmas (2005-2011)
Stiftung Deutsche Schule Tôkyô Yokohama)
Frau Barbara Johansson (Vorsitzende 2011-
Vorstandsmitglieder
Klaus Becker
Artur von Eisenhart-Rothe
Ilka Eckhoff
Alfred Stüber
In einer Abiturrede äusserte sich Reinhard Einsel vor den jungen Abiturienten des Jahrganges 1985 der Deutschen Schule Tôkyô Yokohama noch einmal über seine Jugendzeit: "Vor 40 Jahren - ich war gerade 18 Jahre alt geworden - sass ich mit mehreren tausend deutschen Soldaten in amerikanischer Gefangenschaft zwischen Bingen und Kreuznach. Wir übernachteten auf Feldern unter freiem Himmel. Nahrungsmittel erhielten wir nur löffelweise, oder wir aßen das Gras am Stacheldrahtzaun. Wasser und Seife zum Waschen bekamen wir nicht, doch hatten wir einen Lagerfriseur, der mich, als er mir eines Tages die Haare schnitt, fragte: 'Kamerad, was hast Du für einen Beruf?' Ich antwortete: 'Abiturient,' ohne damals zu wissen, dass unser Reifevermerk nach Verlassen aus amerikanischer Gefangenschaft nicht anerkannt wurde und wir das Abitur wiederholen mussten. Er meinte: 'Kamerad, Friseur ist ein Beruf, aber Abiturient zu sein nicht.' Der Mann hatte völlig recht." (Quelle: 31.Jahresbericht Deutsche Schule 1985, Tôkyô, S.46)
Friseur wurde Reinhard Einsel aber nicht: Nach dem Jura-Studium wagte er 1956 den mutigen Sprung nach Japan und trat in die Kanzelei Dres. Vogt & Sonderhoff ein. Er war dort auf Patentrecht spezialisiert und baute im Lauf der vier Jahrzehnte seines Japanaufenthaltes bis zu seinem Tode 2009 eine stetig an Umfang und Bedeutung wachsende Patentabteilung auf. Bald firmierte die Firma als Rechtsanwaltkanzelei Sonderhoff & Einsel.
Als solche konnte sie auf nahezu allen Rechtsgebieten mit japanischen und internationalen, insbesondere aber deutschen, österreichischen und schweizerischen Unternehmen Geschäftsbeziehungen aufbauen. Vielen von ihnen ebnete Einsel deren erste Schritte in den japanischen Markt und die betreuten Unternehmen dankten es ihm Jahrzehnte lang, indem sie seinen Rat als Berater und auch seine Mitarbeit als Aufsichtsrat erbaten.
Reinhard Einsel hob sich von seinen in Japan praktizierenden Rechtsanwalt-kollegen auch dadurch ab, dass er einer der ganz wenigen ausländischen Anwälte war, der wie ein japanischer Anwalt auch in japanischem Recht praktizieren durfte. Er verdankte diese ungewöhnliche Auszeichnung dem Umstand, dass er in Okinawa Partner der japanischen Kanzelei Kawamitsu & Einsel schon zur Zeit der amerikanischen Besatzungszeit war. Als Okinawa in das japanische Reich zurückkehrte, erhielt er zusammen mit wenigen anderen japanischen Anwälten aus Okinawa die Zulassung in ganz Japan als "quasi-japanischer Rechtsanwalt" (junkaiin) mit gleichen Rechten wie die japanischen Anwälte.
Allerdings wies ein Vertrauter der damaligen Situation uns daraufhin, dass Reinhard Einsel zur Erlangung dieser Sonderstellung unter seinen ausländischen Anwaltskollegen in Japan "noch mündliche und schriftliche Prüfungen auf Japanisch ablegen musste, was sicher nicht ganz einfach war."
Vor seinem praxisbezogenen, tief mit dem japanischen und dem deutschen Rechtssystem verbundenen Hintergrund gab Reinhard Einsel auch im akademischen Bereich seine profunden Kenntnisse im Japanischen Referendarinstitut weiter, allerdings hier solche im deutschen Recht.
Reinhard Einsel war stolz auf seine Ausnahmestellung in der deutschen Gemeinde Japans und wusste selbstbewusst um seine Leistungen, ja, er freute sich, wenn diese anerkannt wurden. Aber stets bewahrte er Bodenhaftung und besass eine der schönsten menschlichen Eigenschaften überhaupt: Humor, mit dem er selbstkritisch nicht selten sich selbst ironisierte.
Die Beschäftigung mit der Persönlichkeit von Reinhard Einsel erfordert jedoch, nicht bei ihm als dem allseits respektierten Anwalt stehen zu bleiben.
In der Tokyoter Gesellschaft galt er als beliebter und charmanter Kommunikator. Er feierte gerne mit anderen Menschen, obwohl er keinen einfachen Charakter besass. Als Berliner verfügte er über Witz, aber "Bruder Luftikus" oder "Eckensteher Nante" hätte diesen Mann kumpelhaft niemand genannt. Es war seine dem Leben zugewandte, eindrucksvoll charaktervolle Persönlichkeit, die seine charismatische Ausstrahlung, der sich keiner entziehen konnte, wirken liess und die alle respektierten.
Zahlreiche ehrenamtliche Aufgaben in divergierenden gesellschaftlichen Bereichen wurden ihm übertragen, die er aktiv, einsatzbereit, nie nur repräsentierend, immer jedoch fröhlich erfüllte:
Reinhard Einsel war viele Jahre Mitglied des Vorstandes und auch Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ).
Er wurde mit Gründung der erste Vorsitzende des Botschafter-Dittmann-Fonds, der zur Unterstützung in Japan notleidender deutscher Staatsbürger gegründet worden war.
Er wirkte als Mitglied des Kuratoriums in der Deutsch-Japanischen Juristenvereinigung sowie in der Japanisch-Deutschen Gesellschaft in Tôkyô.
Die längste nicht-berufliche Zeit jedoch opferte Reinhard Einsel ehrenamtlich den jungen Menschen in der deutschen Schule in Tôkyô.
Ausschnitte aus zwei Reden des damaligen Vorsitzenden des Schulvorstandes Alexander Bürkner anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft im Schulvorstand der Deutschen Schule Tôkyô Yokohama an ihn und zu seinem 70. Geburtstag, die Reinhard Einsel selbst zitieren, verdeutlichen vielleicht das Besondere, das die Person von Reinhard Einsel ausmachte:
"Deutsche Schule und Botschafter-Dittmann-Fonds sind Grundpfeiler unserer kleinen deutschen 'Dorfgemeinde' in der riesigen Metropole Tôkyô. Es zeichnet Sie, Herr Einsel, besonders aus, dass Sie neben Ihrem beruflichen Lebenswerk hier über Jahrzehnte engagiert sind. Als Dank hat der Schulvorstand Sie vor einigen Monaten zum Ehrenmitglied ernannt und Ihnen das verbriefte Recht geschenkt, mit dem Sie umsonst bis zum Lebensende in der Mensa unserer Schule essen können und das Schwimmbad kostenlos benutzen können.
Das Schwimmbad war ein Anlaß, wie Sie mir einmal erzählt haben, dass Sie überhaupt in der Schule tätig wurden. Sie haben sich nämlich 1967 auch deshalb in den Schulvorstand des Schulträgers wählen lassen, damit Sie dabei mitwirken könnten, dass Ihr Sohn einmal ein Schwimmbad in der Schule würde benutzen können. Der Sohn Felix war aber damals noch gar nicht geboren worden, was von Ihrem visionären Denken zeugt. Es zeugt aber auch von Ihrer Selbstlosigkeit, dass Sie in den folgenden 23 Jahren Schulvorstand mit enormer Energie und Einsatzfreude Schulen bauten und umbauten, aber dass, als das Schwimmbad endlich fertig geworden war, Ihr Sohn schon längst das Abitur gemacht hatte....
...dem Abiturjahrgang 1987 Ihres Sohnes haben Sie bekannt, dass Sie auf früheren Kindergeburtstagen gemeinsam mit ihm in dem Stück "Die große Wut des Philipp Hotz" gespielt haben und dabei zwei Gitarren zertreten haben.
Einer unbekannten jungen Dame vermutlich des gleichen Jahrganges, die in Mathematik nur mit 1 Punkt abgeschlossen hatte, gaben Sie ein mathematisches Liebeslied aus dem Jahr 1902 mit auf den Lebensweg:
Du ew'ge Asymptote meines Lebens,
Du meines Herzens süßer Krümmungsstrahl,
Du Konvergenzpunkt meines Liebesstrebens,
Ich bin Funktion, sei Du mein Integral.
Zu radizieren Dich, oh welch' Vergnügen,
Denn alle Reize hast Du im Quadrat.
An Deinem Sinus möcht' ich fest mich schmiegen,
Dein treuer Exponent sein früh und spat.
Oh komm', geliebte Herzensevolente,
Von meinen Schmerzen substrahiere mich,
Du meines Wesens schönste Komponente,
Komm mach mich zum Resultanterich."
Und an anderer Stelle hiess es zu Reinhard Einsel:
"Als ich (=der Vortragende) vor 20 Jahren mit meiner Familie nach Omori zog, habe ich Sie, lieber Herr Einsel, beim Losverkaufen auf den Festen der Schule bewundert...Bei diesen 'Bädern im Schulleben' haben Sie intensiv Verhaltungsforschung betrieben, indem Sie die Kussgewohnheiten der Schüler und Schülerinnen studierten:
Dazu haben Sie folgenden Bericht erstattet:
'Bei dieser Klasse begannen die Abiturscherze bereits vor dem Abitur. Abgesehen von der Wasserpistolenschießerei auf das Lehrerpersonal zeigt sich ihre (= der Abiturienten) Kontaktfreude auch darin, dass an der Schule mehr geküßt wird als früher.
Weil an den japanischen Schulen sofort stengste Warnungen verteilt werden, wenn jemand beim Küssen ertappt wird, auch an deutschen Schulen noch vor 40 Jahren Schüler aus dem gleichen Grunde von der Schule gewiesen wurden, musste ich als Leiter des Rechtsreferates plflichtgemäß nach einem japanischen Gesetz gegen das Küssen suchen.
Man denkt natürlich sofort an ein Schild mit der Aufschrift: 'Küssen verboten!". Da ich aber kein Gesetz gegen das Küssen gefunden habe, unterblieb auch die Aufstellung eines Verbotsschildes. Überlegt habe ich nur - niemals geäussert, da man sich sonst den Zorn der küssenden Schulbevölkerung zuziehen könnte - , ob man nicht ein Schild aufstellen sollte: "Küssen verkürzt das Leben!", weil man doch immerhin für die Gesundheit der Schüler verantwortlich ist. Ein amerikanischer Wissenschaftler ist nämlich zu dem Schluß gekommen, daß allzu viel intensive Küsse das Herz entrhytmisieren und überanstrengen. Er schlägt daher vor, mit den Küssen hauszuhalten und pro Tag nicht mehr als fünf Aktionen dieser Art durchzuführen. Eine andere Forschungsgruppe in den USA vertritt die Überzeugung, ein Kuss koste drei Lebensminuten, was auch nicht zum Küssen ermuntert.
Dieses Problem habe ich dem Schulvorstand nicht zur Entscheidung vorgetragen, weil ich zu dem Schluß gekommen bin, der Vorstand ist nur für die Verwaltung, nicht aber für chemische Versuche zuständig. Das Küssen gehört in das Fachreferat Chemie. Nach einer Doktorarbeit, die an der Universität Oxford geschrieben wurde, besteht ein Kuss aus Wasser, etwas Kollagen, winzigen Mengen Aluminium, Fett, Eiweiß, Pohosphat, Kalium, Kalzium, Eisendioxyd, Magnesium, Salz sowie anderen Chemikalien.
Wenn einige unserer Abiturienten gewusst hätten, dass diese Art von Versuchen mit Punkten belegt werden könnten, wäre vielleicht ein Kursus Chemie für die Abiturprüfung zustande gekommen.' "
Reinhard Einsel war bekannter Patentanwalt der Rechtsanwaltkanzelei Sonderhoff & Einsel. Daneben war er in über 40 Jahren Japan-Aufenthalt in nahezu allen in Japan gegründeten deutschen Institutionen ehrenamtlich an führender Position sein ganzes Berufsleben lang tätig.
Reinhard Einsel war 22 Jahre lang Vorsitzender des Schulvorstandes. Unter seiner Führung wurde das neue Schulgebäude in Yokohama erbaut. Nachstehendes Interview führte der Schuldirektor G.Miller mit der Schülerin Eva-Maria Zetsche für "Freunde", Juni 1997, S. 4ff:
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Deutsche Schule Tôkyô Yokohama
Klaus Becker
Alfred Stüber
Erich Heise (siehe unter Richard Heise)
Eisenhart-Rothe, von, Artur