Religion in Japan und Deutschland
Bekanntlich sind die Japaner in religiösen Angelegenheiten gewöhnlich sehr liberal: Man wird shintoistisch getauft und buddhistisch begraben. Heiraten tut man in Japan nicht selten in nachgebauter, quasi-christlicher Kirche mit einem Schauspieler als Priester, gelegentlich hört man auch, dass sich Japaner sogar christlich begraben lassen, da dies für die Hinterbliebenden viel preiswerter als ein teures buddhistisches Begräbnis kommt.
Japanische Tempel sind dem alltäglichen Leben in für Europäer häufig verblüffender Weise nahe wie nachstehende Bilder aus einem Tempel in Kyôtô zeigen:
Diese pragmatische Haltung der Japaner verführt in Deutschland gelegentlich dazu anzunehmen, die Japaner seien im Vergleich zu Deutschland unreligiös oder sogar atheistisch.
Nach einer Umfrage, die auf zeitlich weit angelegten wissenschaftlichen Erhebungen der Universität von Chicago basieren und die in der "Welt Kompakt" (24.4.2012) publiziert wurde, antworteten auf die Aussage: "Ich glaube an einen persönlichen Gott", mit "Ja" in Ost-Deutschland nur 8,2 %, in West-Deutschland immerhin noch 32 %, in Österreich 24,7 % und in der Schweiz 45 % gleichermassen zustimmend.
In Japan bejahen diese obige Aussage 24 %. Allerdings ist die Einbeziehung Japans in diese Umfrage kurios, denn sie bezieht sich auf "christliche geprägte Länder der ganzen Welt". Da es in Japan nur ca. 1 % Christen gibt, wären 24 % davon nicht erwähnenswert. Wir gehen davon aus, dass Japan als nicht-westliches, hochindustrialisiertes Land insgesamt in die Analyse als Gesamtheit eingeschlossen ist.
Insgesamt liegen damit zumindest Deutschland und Österreich in ihrer religiösen Grundeinstellung nicht mehr weit von der in Japan anzutreffenden Haltung auseinander. Ganz anders ist das Ergebnis in den USA (67,5 %), Israel (66,5 %), Russland (44,5 %).