Informationen und Quellen 参考文献
Zurück zur Homepage
----------------------------------
Literaturverzeichnis deutsch - japanische Musikgeschichte
Übernahme des westlichen Musiksystems in Japan
-----------------------------------------
Kurt Meissner schreibt in "Die Deutschen in Japan": "Den Weg zum passiven und aktiven Verständnis europäischer Musik haben Deutsche in Japan gewiesen." (S.57). Er hebt für die Meiji-Zeit die folgenden Persönlichkeiten hervor:
Gewerbeschullehrer, Musiklehrer, Ingenieur Dr. Gottfried Wagener (1831-1892);
Der deutsche Komponist und Militärmusiker Franz Eckert (1852 - 1916); Eckert war zusammen mit Hayashi Schöpfer der japanischen modernen Nationalhymne "Kimi ga yo wa" Video und des höfischen Trauerliedes Kanashimi no kiwami (Unermesslicher Schmerz). Ein Porträt von Franz Eckert findet sich in dem biographischen Sammelband "Brückenbauer".
Vor und nach dem 1. Weltkrieg gab es Dutzende deutscher Gesangsvereine in Japan, die westliche Musik verbreiteten. In diesen und im Privatbereich der Hausmusik aktiv nennt Kurt Meissner:
Den Arzt Dr. Leopold Müller (1824 - 1893);
Philosoph Dr. Raphael von Koeber ラファエル・フォン・ケーベル (1848 - 1923)
Architekt Prof. Hermann Muthesius (1861 - 1927);
Zu ergänzen sind Kurt Meissners Namen durch die deutsche Kindergärtnerin und Musiklehrerin Clara Matsuno (1853 - 1949): Neben ihrer Pionierarbeit bei der Einrichtung des modernen Kindergartensystems in Japan wird in der japanischen Literatur Clara Matsunos Verdienst um die Musikerziehung in Japan hervorgehoben. Sie hatte in der japanischen Adelsschule für Frauen (華族女学校) erstmals in Japan systematisch als Musiklehrerin Klavierunterricht erteilt. Schon bei der Eröffnung des ersten japanischen Kindergartens 1877 unter Anwesenheit der Kaiserin sollen die Kindergartenkinder unter Klavierbegleitung von Clara Matsuno das Fröbel- Kinderlied "Windmühle" (風車) gesungen haben - die erste öffentliche Klavieraufführung eines Liedes in Japan! Dieses Lied wurde von Friedrich Fröbel komponiert, Text von G.Büchmann.
Der österreichischen Musiklehrer Rudolf Dittrich (1861-1919);
Nippon Gakufu. Sechs japanische Volkslieder About Rudolf Dittrich mit Literaturhinweisen. Er war der erste künstlerische Leiter der Musikhochschule Tôkyô und einer der Pioniere bei der Einführung westlicher Musik in Japan (Dittrich, R.: "Beiträge zur Kenntnis der japanischen Musik". In: Mitt1eilungfen der OAG, Band VI (1893-1897), Heft 58, S.376-39, abruf- und lesbar in der Digitalen Bibliothek der OAG)
Der deutsche Geiger und Konzertmeister Prof. August Juncker (1868-1844). "Der Vater des Orchesters" in Japan war Musiklehrer an der Musikakademie Tokyo (heute Fakultät für Musik an der Kunsthochschule Tokyo). August Junker kam später bis zu seinem Tode zurück nach Japan. Dort trat er als Geiger und Dirigent auf. Er ist auf dem katholischen Friedhof in Fuchu begraben.
In der Zeit nach Meiji waren es nach Kurt Meissner die folgenden deutschen Musiker, die das japanische Musikleben im Bereich der Konzerte, Kammermusik und Opern (Werkauswahl der Rohm Music Foundation) stark mitprägten:
Die Konzertsängerin Margarethe Netke-Löwe (1889 - 1971) unterrichte seit 1924 an der Kaiserlichen Musikakademie, anschliessend an der Musikakademie Kunitachi in Tokyo. Die jüdische Sängerin und ihr Mann Martin Netke wurden mit Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland als sogenannte „jüdisch Versippte“ Mitte der 1930er Jahre "immer mehr aus der deutschen 'Kolonie' und eben auch aus der vordergründig unpolitischen, aber zweifellos systemkonformen OAG ausgeschlossen" (OAG.Randnotizen). Sie wurde von der Deutschen Botschaft ausgebürgert. Erst 1948 konnte Margarethe Netke-Löwe in den Dienst der Musikakademie zurückkehren.
Sonstige:
Der Österreicher Violinist und Komponist Fritz Kreisler フリッツ・クライスラー (1875 -1962), der 1923 eine Konzerttour in Japan gab, aber spätere auf den japanischen Geiger Shinichi Suzuki (Suzuki Schule) starken Einfluß hatte. Video
Die norwegische Sängerin und Musiklehrerin mit deutscher Staatsangehörigkeit, Hanka Schjelderup Petzold (1862‒1937), ist in einer Internetarbeit von Schauwecker beschrieben.
Siehe auch das Lebensbild ihres Ehemannes Bruno Petzold (1873-1949) des gleichen Autors (OAG Teil I, OAG Teil II, OAG Teil III,
Der österreichische Geiger und Professor an der Musikakademie Tokyo (1930 - 1936), Robert Pollak (1880 - 1962),
Aufführungen u.a.: "Ungarischer Tanz Nr.5" von Brahms (Video);
Klaus Pringsheim プリングスハイム-・クラウス (1883 - 1972); Pringsheim galt für die Deutsche Botschaft in der 1930er Jahren als einer der in Japan tätigen "Musiker deutscher Staatsangehörigkeit, an deren Berufsausübung die Deutsche Boschaft kein Interesse hat". Entsprechend war er 1937 aus der Kaiserlichen Musikakademie entlassen wurden. Nach weiterer Emigration nach Thailand wurde er 1951 an die Musashino Academia Musicae berufen.
Sein Sohn hat eine Biographie verfasst, die wenig Wissenswertes zu seinem Vater beiträgt (Pringsheim, Klaus H. und Boesen, Victor: "Wer zum Teufel sind Sie?").
Auch der Bassist Dr. Hermann Wucherpfennig (1884-1969), Kaiserliche Musikakademie Tokyo, galt, da er mit einer Jüdin verheiratet war, für die Deutsche Botschaft in der 1930er Jahren als einer der in Japan tätigen "Musiker deutscher Staatsangehörigkeit, an deren Berufsausübung die Deutsche Boschaft kein Interesse hat". Er wurde dann 1946 wieder an der Staatlichen Musikakademie Tokyo angestellt.
Der russisch-jüdische, 1927 in Deutschland eingebürgte Komponist, Dirigent, Violinist und Klavierlehrer Leonid Kreutzer (1884 - 1953) (Video). Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 floh er nach Japan. Ab 1938 wurde Leonid Kreutzer mit einer Meisterklasse für Klavier an der Kaiserlichen Musikakademie Tokyo betraut. 1944 wurde Kreuzer von der Deutsche Botschaft in Tokyo ausgebürgert und wohl auf deren Druck in der Musikakademie entlassen. Dazu wurde er kurz vor Kriegsende durch die Japaner interniert. Doch schon 1945 wurde Kreutzer wieder an einer privaten Musikhochschulle in Kunitachi, ab 1948 wohl als Wiedergutmachung, wieder an der Kaiserlichen Musikakademie in Tokyo engagiert. Bis heute ist Leonid Kreuzer in Japan geehrt. Es gibt eine Leonid Kreutzer Gesellschaft. Leonid Kreutzer ist auf dem Matsudoshi Yabashira Reien - Friedhof begraben. Er war mit der japanischen Pianistin Toyoko (1916 - 1990) (Video) verheiratet.
Auch der Opern-Dirigent und Komponist Manfred Gurlitt グルリット・マンフレート (1890 - 1972) zählte zwar zu den Emigranten, da er Deutschland aus politischen Gründen verlassen musste. Da dies nicht aber aus "rassischen Gründen" geschehen war, genoss er das Wohlwollen der Deutschen Botschaft in Tokyo.
Audioaufnahme von Manfred Gurlitt 1929 (Video)
Eta Harich-Schneider (1897-1986), hatte Klavier und später Cemballo studiert. 1941 nach Tokio gegangen, um Japanisch zu lernen; lehrte dort , u.a. am Kaiserhof in der Musikabteilung. Verfasste Standardwerke zu japanischer Musik. Zu Eta Harich wird berichtet, dass sie zwar in die Gruppe der Musiker zu rechnen gewesen sei, die Deutschland nach der Machtübernahme der NSDAP verlassen mussten, dass sie aber von der Deutschen Botschaft in Tokyo in dieser Zeit unterstützt worden sei wie sie auch nach Japans Kriegsniederlage das Wohlwollen der amerikanischen Besatzung besass. Sie wurde später Professorin in Wien.
Der Pianist und Klavierlehrer Leo Sirota (1885 - 1965) war bereits 1929 an die Musikakademie in Tokyo berufen. Wegen seiner proamerikanischen Haltung wurde er von den Japanern in Karuizawa interniert und siedelte 1947 nach den USA um.
Audioaufnahme des Abschiedskonzertes von Leo Sirota in Tokyo
Dirigent des New Symphony Orchestra (heute NHK Symponie Orchester), Josef König.
Der österreichische, dann in Deutschland eingebürgerte Dirigent Joseph Rosenstock (1895 - 1985). Nach Streitigkeiten in der jüdischen Gemeinde in Berlin gelangte Rostenstock 1936 nach Japan und kam als Dirigent des New Symphony Orchestra - VIDEO (heute: NHK Symphonie Orchester) in den Ruf der beste der aus dem Ausland kommenden Dirigenten zu sein. Auf ihn geht u.a. die Einführung des Dirigentenstabes in Japan zurück. Obwohl auf Grund seiner jüdischen Herkunft und unter Druck der Deutschen Botschaft in Japan auch drangsaliert (die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm 1944 entzogen), verschaffte ihm seine hervorragende künstlerische Stellung Freiräume. Nach der Kriegsniederlage wurde er 1945/1946 als Dirigent des Nippon Philharmonic Orchestra engagiert.
Der aus Deutschland vertriebene Komponist, Dirigent, Pianist Rudolph Fetsch (*1900 - ?) galt für die Deutsche Botschaft in der 1930er Jahren als einer der in Japan tätigen "Musiker deutscher Staatsangehörigkeit, an deren Berufsausübung die Deutsche Botschaft kein Interesse hat".
Der Dirigent des Orchesters der Tôkyô Musikakademie (Tôkyô Ongaku Gakkô)
Charles Lautrup ( ? ), - Werk von Lautrup;
Der Geiger Willy (auch Wulf?) Frey (*1903 oder 1907) . Der gebürtige Pole jüdischer Abstammung war ursprünglich Konzertmeister in Berlin von Joseph Rosenstock. Diesem folgte er 1933 in die Emigration nach Japan an die Kaiserliche Musikakademie Tokyo und trat als Solist auf.
Der deutsch-elsässische, jüdische Pianist und Komponist Frank, René (1910 - 1965), der bei Rudolph Fetsch als Kind Klavierunterricht erhalten hatte und diesen dann in der Emigration in Japan wiedergetroffen haben dürfte.
Maria Toll
Ria von Hessert, Professorin für Gesang an der Musashino Musikhochschule, genoss im Dritten Reich das Wohlwollen und die Unterstützung der Deutschen Botschaft in Japan. 1953 wurde sie auch nach der Kriegsniederlage wieder an der japanischen Akademie angestellt und kehrte erst 1971 nach Deutschland zurück.
Der österreichische Dirigent Kurt Woess ヴェス・クルト (1914 - 1987)
Helmut Fellmer, Professor für Musik und Dirigent des NHK Symphony Orchesters, der die "Festmusik zur Feier des 2600jährigen Bestehens des Kaiserreichs Japan für großes Orchester (Japanische Festmusik)" von Richard Strauß am 14.12.1940 in Tokio aufführte (Video), galt als in Japan von den Deutschen offiziell wohlwollend unterstützter nationalsozialistischer Musiker. Nach dem Krieg setzte er in Hamburg als Operndirigent seine Dirigenten-Karriere fort. Wohl auf Grund seiner Vergangenheit ist wenig über ihn heute an Informationen zu finden. In Tokyo zählte Fellmer zum Freundeskreis des Rechtsanwaltes Dr. Karl Vogt und dessen damaliger Ehefrau, der Dichterin und Malerin Dora-Maria Vogt. Die Handschriften der drei Dora-Maria Vogt gewidmeten Lieder fanden sich im Nachlass von Karl Vogt.
Leonide Kochansky
Der Österreicher Josef Laska (1886 - ? ) musste Japan auf poltischen Druck in verlassen.
In neuerer Zeit waren als Chefdirigenten des NHK Orchesters:
Niklaus Aeschbacher (1954-1956)
Wilhelm Loibner (1957-1959)
Wilhelm Schüchter シュヒター・ヴィルヘルム (1959-1962) ビデオ
Alexander Rumpf (1964-1965)